Fränkische Landeszeitung, 19. November 2009

„Das Ende der Banken-Freiheit" - Experte: „Es ist wie in der Ehe, man muss miteinander reden"

ANSBACH (sh) – Mit der großen Freiheit von Bankvorständen ist es vorbei. Rechtliche Zwänge lassen die Banker noch vorsichtiger werden. Die Konsequenz: Wen ein Mittelständler einen Kredit möchte, sind seine Interessen und die der Bank immer schwieriger unter einen Hut zu bringen. Doch es gibt Lösungen. Einige hat die „Feuerbach Akademie" Ansbach jetzt in ihrem Unternehmerkolleg vorgestellt.

Holger Pütz-von Fabeck ist Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht. Als solcher kennt er beide Seiten: die der Banken und die der Unternehmen. Vor den Firmenchefs warb er um „vertrauensbildende Maßnahmen". Wie Kunden und Lieferanten wollten auch die Banken „mitgenommen" werden.

„Es ist wie in der Ehe, man muss miteinander reden. Kommunikation ist das A und O", erklärte der Anwalt. Eine gute Möglichkeit seien Planspiele. „Spielen Sie einfach mal durch, was Sie im Fall einer Krise unternehmen würden." Ohne rechtliche Zwänge sei die Bank leicht als Partner zu gewinnen. „Überlegen Sie am Jahresende, wo will ich mit meiner Firma in zwölf Monaten stehen, was sind meine Ziele, und reden sie mit Ihrer Bank darüber", lautete eine weitere Empfehlung.

Jede Menge Zahlen präsentierten Werner Engelhardt von den Vereinigten Sparkassen Gunzenhausen und Steuerfachwirt Alexander Hüttl den Besuchern der Akademie. Mit Hilfe eines Musterunternehmens zeigten die beiden, wie eine Bank „Betriebswirtschaftliche Auswertungen" (BWA) nutzt. Diese Auswertungen geben unter dem Jahr Auskunft über die Lage einer Firma. Die zwei Experten rieten, alle Kosten immer schon anteilig zu berücksichtigen. Als Beispiel nannten sie das Weihnachtsgeld und Abschreibungen.

 

Entscheidend sei, ob die Firme all ihren Verpflichtungen nachkommen könne. Diese „Kapitaldienstfähigkeit" interessierte die Banken besonders. Vor allem blickten sie in die Zukunft. Ein Ist-Soll-Vergleich sei für jeden Unternehmer ein gutes Kontrollinstrument – auch um rechtzeitig reagieren zu können. Die Beratungskosten für eine solche „Qualitäts-BWA" würden zu einem Großteil vom Staat gefördert, hieß es. „Leider wissen dies viele Firmen nicht."

Die Steuerberaterin Karin Gerstmeier-Metz informierte über steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten. Die Palette umfasst sowohl geltendes Recht als auch die Pläne der neuen Bundesregierung. Unter anderem wies Gerstmeier-Metz auf den Investitionsabzugsbetrag hin. Wer eine Photovoltaikanlage plane, könne sich damit Steuern sparen. Auch für werdende Eltern hatte sie einen Tipp: „Für das Elterngeld ist es wichtig, bei Zeiten auf die Steuerklasse zu achten."

Ausdrücklich erinnerte die Steuerberaterin die Firmenchefs an die Möglichkeiten, den Mitarbeitern steuer- und sozialversicherungsfrei etwas zukommen zu lassen: Kilometergeld, die Erstattung von Kindergartenbeiträgen, Tankgutscheine (maximal 44 Euro pro Monat) oder das Überlassen von Handys und Notebooks.

Die „Feuerbach Akademie Ansbach" hat ihre Heimat im Feuerbachhaus der Markgrafenstadt, benannt nach Ritter Paul Johan Amselm von Feuerbach (1775 bis 1833), dem berühmten Strafrechtsgelehrten und Ansbacher Gerichtspräsidenten. Der eingetragene Verein veranstaltet in regelmäßigen Abständen Lesungen, Vorträge, Workshops und Konzerte.