Fränkische Landeszeitung, 20. April 2018

Wenn der Steuerfahnder klingelt. Vortrag in der Feuerbach Akademie Ansbach – Manipulierte Kassensysteme

ANSBACH (ank) – „Steuerbetrug ist der beste Weg, um schnell reich zu werden", sagt Marc Armbruster. Doch das Delikt wird verfolgt. Bei einem Vortrag in der Feuerbach Akademie in Ansbach gewährte der frühere Sachgebietsleiter der Steuerfahndung Münster Einblicke in die Praxis. Für Unternehmer gab es Tipps, wie sie sich bei einer Steuerfahndung verhalten sollten.

„Steuerfahnder sind das angenommene Böse", scherzt Rechtsanwalt Dr. Alfred Meyerhuber zu Beginn. „Wenn wir das Wort hören, läuft es uns kalt den Rücken runter." Das Verteidigen sei für einen Anwalt „das Spiel der Guten gegen das Böse". Es sei immer noch leicht Steuern zu hinterziehen, sagt Regierungsdirektor Armbruster, der aktuell stellvertretender Leiter des Finanzamts in Hamm ist. Im Jahr seien es bundesweit Summen in Milliardenhöhe, die dem Staat verloren gingen.

Forscher seien sogar der Meinung: „Würde man den Umsatzsteuerbetrug in den Griff bekommen, könnte man Griechenlands Schulden aufkaufen", sagt Armbruster. Das Hauptproblem seien vor allem Bereiche, in denen viel Bargeld fließt. Denn in die Kassen sind häufig direkt Manipulationssysteme eingebaut. Deshalb gibt es Betriebsprüfungen durch das Finanzamt. Welche Unternehmen wie oft geprüft werden, hängt von der Branche, der Größe und dem Umsatz ab, erklärt Armbruster. Nur Großbetriebe werden lückenlos kontrolliert. „Je kleiner der Betrieb ist, umso mehr sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Prüfung."

Bei einer formalen Kontrolle gibt es eine Ankündigung, bevor der Prüfer vor der Türe steht. „hier kann eigentlich nahezu alles angeschaut werden", sagt Armbruster. Ganz viel gehe mittlerweile über digitale Analysen, also das Auswerten von Computern und Servern. Auch nach Lieferketten schauen die Prüfer häufig. Gibt es das Unternehmen, mit dem Geschäfte gemacht werden? „Wenn der Prüfer das Gefühl hat es läuft irgendwas falsch, ist er gezwungen, einen Experten zu holen." Dann kommt der Steuerfahnder. Deshalb sollten auch Unternehmer nicht blauäugig Geschäfte abschließen und lieber die Finger davon lassen, wenn ihnen etwas komisch vorkommt, meint Dr. Staudinger.

„Denn wenn die Steuerfahndung klingelt, ist für den Betrieb kein guter Tag", sagt Armbruster. Verteidiger Dr. Wolfgang Staudinger rät Unternehmen für diesen Fall: „Erstmal Klappe halten, und zwar alle."

Der Geschäftsführer solle zunächst alle seine Mitarbeiter heimschicken und einen Anwalt zurate ziehen. Denn der Steuerfahnder nutze als Waffe vor allem „sein loses Mundwerk", verrät Armbruster selbst. Die Fahnder sprechen zum Beispiel einen Mitarbeiter in der Produktion an, sagt Staudinger. „Und in kurzer Zeit liegen die Fakten auf dem Tisch. Dann hilft nur noch Schadensbegrenzung." Wenn der Fahnder ankommt, könne der Geschäftsführer auch darum bitten mit der Untersuchung zu warten, bis der Anwalt da ist. Denn wenn die Fahnder mal beginnen, „stellen wir alles auf den Kopf", so Marc Armbruster.