Fränkische Landeszeitung, 1. Dezember 2018

„Was bringt der nächste Sommer?" Leiter des Wasserwirtschaftsamts sprach in Feuerbach-Akademie zum Klimawandel

Ansbach (edü) – In diesem Sommer hat es kaum geregnet. Die Landwirte hatten massive Ernteeinbußen, der Grundwasserspiegel ist stark abgesunken, Bäche waren quasi ausgetrocknet. Und trotzdem sagt Thomas Keller, Leiter des Wasserwirtschaftsamts: „Wir hatten viel Glück in diesem Jahr." Der Klimawandel werde die Region bald noch viel härter treffen.

Das Glück bescherte der vergangene Winter, wie Thomas Keller in einem Vortrag der Feuerbach-Akademie erläuterte. Im Januar regnete es kontinuierlich, danach gab es Schnee, der langsam in der Sonne schmolz. Dieser Niederschlag ist nur teilweise in die Bäche abgeflossen, zumeist sättigte er den Boden bis in die tieferen Schichten. „Das hat den Grundwasserreserven gutgetan", so Keller. Der Grundwasserspiegel lag im Frühjahr deutlich über dem Durchschnittsniveau.
Der trockene Sommer hat diese Verhältnisse grundlegend verändert. Die Verdunstung war wesentlich stärker als der Niederschlag. Verdorrte Wiesen und kleine Kartoffeln waren die sichtbare Folge. Die nicht sofort sichtbare, doch messbare Folge sind die Grundwasserstände. 80 Prozent der Pegel weisen überdurchschnittlich niedrige Werte aus. „Die spannende Frage lautet: „Von welchem Ausgangsniveau starten wir in den nächsten Sommer?", verdeutlichte Keller das Problem.

Bisher ist nicht zu erkennen, dass die Grundwasserstände steigen. Übers Jahr gerechnet weist Nordbayern ein Niederschlagsdefizit von 200 Millimetern auf, der „Dürre-Index" kennzeichnet Westmittelfranken als „extrem trocken", der November brachte 10 Prozent des üblichen Niederschlags, die Pegel der regionalen Flüsse sind „niedrig" oder „sehr niedrig".

 

„Das sind Folgen des Klimawandels", erläuterte Thomas Keller: „Die Sommer zu trocken, also mehr Niedrigwasserphasen. Gleichzeitig aber mehr Hochwasserereignisse." Allerdings seien die Folgen so komplex, dass die Auswirkungen kaum berechnet werden könnten. Waldbrände, Sturzfluten und Missernten zeigten sich jedoch schon heute.

Den Klimawandel aufhalten könne weder der Einzelne noch eine Behörde, meinte der Leiter des Wasserwirtschaftsamts. Das zu versuchen, sei eine politische Aufgabe. Doch die Behörden hätten in den vergangenen Jahrzehnten mitgeholfen, die Auswirkungen einzudämmen. Trotz Tiefständen und hohen Temperaturen in den Gewässern habe es kein Fischsterben gegeben. „Die Kläranlagen funktionieren", schlussfolgerte er. Und praktisch von Weitblick zeuge der Landtagsbeschluss aus dem Jahr 1970, das Überleitungssystem von Donauwasser in den Main zu bauen. Umgerechnet das Volumen des Starnberger Sees entlastet jedes Jahr die Donau und sorgt im Sommer für ausreichende Wassermengen in der Pegnitz.

Hochwasser wie jenes nach dem „Minitsunami" im Mai 2016 lässt sich laut Thomas Keller nicht vermeiden. Allerdings könne man die Schäden, die daraus entstehen, eindämmen. Etwa mit dem Freihalten von Überschwemmungsgebieten oder mit Schutzeinrichtungen an gefährdeten Gebäuden. Doch, so Keller: „Der Mensch kann viel steuern, aber am Ende ist immer die Natur Stärker."