Fränkische Landeszeitung, 1. Mai 2015

„Wie sieht die Zukunft des freien Arzt-Berufes aus?" Befürchtung: In 20 Jahren sind alle Mediziner angestellt – Das Gegenmodell: Die Praxis in einem Netzwerk

ANSBACH (sh) – Wie arbeiten die Ärzte in zwei Jahrzehnten? Gibt es im Jahr 2035 noch den niedergelassenen Arzt in eigener Praxis? Oder aber sind die „Niedergelassenen" dann alle angestellt bei einem Medizinischen Versorgungszentrum, kurz MVZ genannt? Wer Arzt ist, übt in Deutschland einen freien Beruf aus. Doch wie verträgt sich dieser Anspruch mit den zahlreichen Einschränkungen wirtschaftlicher und gesetzlicher Art? Darüber diskutierten Mediziner in der Ansbacher Feuerbach-Akademie.

Die Frage rührt an Grundsätzlichem: für die Ärzteschaft ebenso wie für die Patienten. Und so entspann sich in der Feuerbach-Akademie Ansbach bei der Mittelfränkischen Ärztetagung eine rege Diskussion.

Die Vizepräsidentin der Bayerischen Landesärztekammer, Dr. Heidemarie Lux, gab sich bei allen Schwierigkeiten, die den freien Beruf Arzt in Deutschland einschränken, optimistisch. Dr. Lux ist überzeugt, dass die Patienten „ihren" Arzt wollen und dafür mit den Füßen abstimmen – zumindest, solange noch Alternativen existierten. Und noch etwas gibt der Vizepräsidentin Hoffnung: Nach ihren Beobachtungen haben sich die wirtschaftlichen Vorgaben und die Arbeitsbedingungen in den Kliniken derartig verschlechtert, dass viele Mediziner die Krankenhäuser frustriert verlassen. Nicht wenige dieser Ärzte ließen sich nieder.

 

„Und was ist, wenn es keine Alternative mehr gibt?", frage Dr. Thomas Sattler, mittelfränkischer Bezirksvorsitzender im Berufsverband der Frauenärzte. Er wisse von rund 20 gynäkologischen Praxen im Bezirk, die niemand wolle – „nicht einmal geschenkt". Für Dr. Sattler ist die ungute Entwicklung auf eine Ursache zurückzuführen: „Die politische Grundströmung richtet sich gegen den freuen Arztberuf." In 20 Jahren werde es daher nur noch angestellte Ärzte geben.

Dazu passt eine Aussage, die eher beiläufig fiel. Danach überziehen die Kliniken das Land derzeit mit einer „regelrechten Aufkauforgie" von Arztsitzen zugunsten ihrer Medizinischen Versorgungszentren.

Das Gegenmodell präsentierte Dr. Veit Wambach von Ärztenetz Nürnberg-Nord. Er setzt voller Optimismus auf eine enge Zusammenarbeit aller Fachgruppen, der Kliniken, der ambulanten Dienste, der Gemeinden und von Selbsthilfegruppen. Dr. Wambach sieht in der Einzelpraxis „einen Wert für sich". Im Miteinander eines Netzwerkes werde sie ihren Platz behalten.

Christine Krieg, Fachanwältin für Medizinrecht, teilte den Optimismus. „Mein Pfarrer, mein Arzt, mein Anwalt . das ist es, was die Leute wollen."